Kita Am Kulkwitzer See (Phase 1)

Träger: FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH

Zingster Str. 2
04207 Leipzig
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Teilnahme am Programm: 2016-2022

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Zwischen Elterngesprächen, "Sternstunden" und kleinen und großen Sorgen

Nadine Troschke, Sozialarbeiterin im FRÖBEL-Integrationskindergarten Am Kulkwitzer See, gibt einen Einblick in ihren Alltag als Kita-Sozialarbeiterin

Elternsprechstunde – Vertrauen gewinnen und gezielt unterstützen

„Das ist Frau Troschke, sie ist unsere Sozialarbeiterin und Familienbegleiterin, die Eltern bei Anliegen und Behördengängen unterstützt und ihnen bei Erziehungsfragen den Rücken stärkt“, stellt mich meine Kollegin, Erzieherin im Kulki, im Elterngespräch vor. Wie in vielen anderen Gesprächen sprechen die Bezugserzieherin und ich mit den Eltern über den Entwicklungsstand ihres Kindes und geben ihnen Hinweise über geeignete Förderangebote mit auf dem Weg.

Als zusätzliche Kraft mit sozialpädagogischem Hintergrund kann ich Eltern bei den vielfältigen Erziehungsaufgaben, die auf sie zukommen, intensiver und umfassender unterstützen, als die Erzieher*innen dies leisten könnten. Wenn Eltern es wünschen, bin ich ihnen behilflich bei behördlichen Angelegenheiten, rege die Kontaktaufnahme zu geeigneten Stellen an und kann sie in Einzelfällen zu den jeweiligen Institutionen begleiten. Natürlich braucht es oftmals Zeit, bis Eltern Vertrauen zu mir aufgebaut haben – und sie die Erfahrung gemacht haben, dass ich nicht „das Jugendamt“ bin, von dem manche befürchten, dass es ihnen „ihr Kind wegnimmt“.

Das Angebot der Elternsprechstunde ist kostenlos und kann bei Bedarf auch anonym in Anspruch genommen werden. Ich verfolge mit den Gesprächen den systemischen Ansatz: niederschwelllig, präventiv und vor allem freiwillig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Eltern, wenn sie einmal Vertrauen zu mir gefasst haben, regelmäßig meinen Rat suchen. Die Rückmeldungen sind sehr gut. So bedankte sich ein Vater bei der Verabschiedung bei mir mit den Worten, er sei froh, hier einen geschützten Rahmen gefunden zu haben, um über Schwierigkeiten in der Familie auf einer Vertrauensbasis sprechen zu können.

„Sternstunden“ – individuelles Förderangebot für Kleingruppen und einzelne Kinder

Drei Jungen hatte ich versprochen, mit ihnen zu beratschlagen, was wir in den nächsten Wochen gemeinsam bauen möchten. Nach dem Elterngespräch ist es soweit. Gemeinsam stimmen wir ab, uns dem Projekt „Murmelbahn“ zu widmen – sie können es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen.

Die Jungen sind drei von insgesamt 15 Kindern, mit denen ich mindestens einmal in der Woche etwas zusammen unternehme. In den „Sternstunden“, so nenne ich die gemeinsame Zeit, bereite ich meist ein individuelles Angebot vor, das auf die Stärken des jeweiligen Kindes abzielt.  Am spannendsten ist es für mich jedoch, gemeinsam mit den Kindern auf Entdeckungstour zu gehen, und dabei ihre Interessen wahrzunehmen und die Welt mit den Augen der Kinder wahrzunehmen. Unsere Einrichtung ist ein Integrationskindergarten, und so gibt es mehr Kinder, die von einer zusätzlichen Förderung ihrer Entwicklung profitieren würden, als ich Kapazitäten habe.

Austausch mit Kindern und Kolleg*innen beim Mittagessen

Um im stetigen Austausch mit den Kindern und Kolleg*innen zu bleiben, bemühe ich mich, tagsüber so oft wie möglich in den Gruppen zu sein. Die Mittagszeit ist zum Beispiel eine sehr gute Gelegenheit, um Einblicke in die aktuellen Themen der Kinder zu bekommen oder zu erfahren, wo ich Kolleg*innen unterstützen kann. Beim Mittagessen kann ich mit ihnen direkt in einen ungezwungenen Austausch gehen – das ist eine wichtige Basis für meine Arbeit.

Netzwerke pflegen und ausbauen

Anschließend wartet Arbeit an meinem Schreibtisch auf mich. Hier führe ich Telefonate und erledige Schriftverkehr und Dokumentationen. Darüber hinaus nehmen der Ausbau und die Pflege unseres Netzwerks einen bedeutenden Platz in meiner Arbeit ein. Dazu zählen Kinderärzt*innen, Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Kinderpsycholog*innen, das Jugendamt, die Familienhilfe und Frühförderstellen, aber auch Kooperationspartner für pädagogische Angebote wie das Gewandhaus zu Leipzig. Mir steht dafür ein Arbeitsplatz in unserem Büro, das von den Erzieher*innen für die mittelbare pädagogische Arbeit genutzt wird, zur Verfügung. Auch die Eltern wissen inzwischen, dass sie mich dort finden, und nutzen meine Unterstützung gern auch spontan.

Dienstberatung – Raum für Reflexion und fachlichen Austausch

Am Ende des Tages steht, wie etwa alle sechs Wochen, eine Dienstberatung auf dem Plan, die uns im Team Raum gibt für Austausch und Reflexion. Für mich sind diese gemeinsamen Beratungen besonders wichtig, da ich gruppenübergreifend arbeite und der unmittelbare Austausch im Alltag dadurch nicht so gegeben ist wie in den Teams, die im Gruppendienst arbeiten. In den Dienstberatungen gebe ich meinen Kolleg*innen regelmäßig Einblicke in meine Arbeit und stelle ihnen Projekte vor, die sie in den pädagogischen Alltag integrieren können, z.B. das „Du & Ich“-Projekt über Gefühle, die Bewältigung von Konflikten und ein soziales Miteinander. Vereinzelt kommen Kolleg*innen auf mich zu, die sich Beratung zum Umgang mit einer neuen oder herausfordernden Situation wünschen – mit ihnen vereinbare ich einen individuellen Gesprächstermin.

Zum Schluss melden sich Kolleg*innen zu Wort mit der Frage, ob das Projekt weiter bewilligt werde. Für mich ist das ein sehr positives Signal – Sozialarbeiter*innen sind im Kindergarten bislang die Ausnahme, und offensichtlich hat das Team die Erfahrung gemacht, dass Sozialarbeit in der Kita eine wichtige Funktion einnehmen kann und alle davon profitieren.

– Januar 2018 –