Kita Prießnitzzwerge

Träger: Landeshauptstadt Dresden

Hohnsteiner Str. 6
01099 Dresden
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Teilnahme am Programm: 2018-2022

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„Eine CD wollen wir machen“ und „Ein Stabtheater - das wäre was Tolles“

Erfahrungsbericht über Projektarbeiten mit zwei festen Gruppen von Kindern im schulvorbereitenden Kindergartenjahr (SVJ)

Mein Anliegen
Kindern in der Kita für ihre eigenen kreativen Ideen Räume zu öffnen, für das gemeinsame Ausprobieren, Entwickeln und auch zum Abschluss- Bringen eines Projektes, das war mir ein Anliegen als Kitasozialarbeiterin in der Kita, in der ich seit Oktober 2018 tätig bin.
Kinder im letzten Kindergartenjahr (SVJ) erleben einen besonderen Übergang vom Kindergartenkind zum Grundschulkind und sollten hierbei sensibel und achtsam durch uns pädagogische Fachkräfte begleitet werden. Hier ist es von Vorteil, wenn sich in der Kita eine zusätzliche Fachkraft befindet, die zusätzlich zum pädagogischen Angebot ihren Fokus darauflegen und die individuelle Arbeit mit den Kindern vertieft werden kann.

Gemeinsame Planung und Durchführung
Die zwei Gruppen von 5-7jährigen Kindern (jeweils 9 Kinder) machten sich mit mir auf die Reise in auch für mich, zumindest in der Projektarbeit mit dieser Altersgruppe, unbekanntes Terrain.
Die Kleingruppen bestanden aus den Schulstarter*innen der jeweiligen Stammgruppe und hatten inklusiven Charakter, denn alle Kinder dieser bestimmten Altersklasse nahmen teil, natürlich dabei auch Kinder der Zielgruppe des ESF-Programms KINDER STÄRKEN.

Ich lud die jeweiligen Kinder dazu ein, mit mir zusammen zu regelmäßigen, in den Kita-Ablauf integrierten Zeiten (geplant war ursprünglich ein bis zwei Mal wöchentlich) ein gemeinsames Projekt zu gestalten. Mein Ansatz war hierbei, kein bestimmtes Thema vorzugeben, sondern gemeinsam mit den Kindern auf Augenhöhe Ideen zu entwickeln, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, abzuwägen, verschiedene Vorschläge anzuhören, Kompromisse einzugehen, kritisch zu hinterfragen und eine gemeinsame Lösung zu finden mit der alle beteiligten Kinder einverstanden sind und sich motiviert fühlen an dem Projekt mitzuarbeiten.

Die Kinder der einen Gruppe wollten gern „eine CD machen“ („CD-Gruppe“), die der anderen ein kleines Theaterstück mit selbst gestalteten Stabfiguren aufführen („Stabtheater-Gruppe“).

Ich begleitete die Kinder bei der Erstellung ihrer jeweiligen selbst erfundenen Geschichten, die zum Grundgerüst für sowohl die Hörgeschichte (auf CD) der einen Gruppe, als auch für das Stabtheater (als Video) der anderen Gruppe werden sollten. Hierbei malten die Kinder gemeinsam auf ein großes Plakat in jeweils abgeteilten Abschnitten ihre Ideen spontan auf. Anschließend kamen sie miteinander unter meiner Moderation ins Gespräch. Sie stellten ihre jeweilige Idee den anderen vor und überlegten gemeinsam, welche Ideen Platz in der Geschichte finden und welche „rausfliegen“. Am Ende dieses Teilprozesses hatten beide Kindergruppen eine Geschichte zusammengestellt, die sie nun mit meiner Unterstützung gestalterisch umsetzten:

  • Die Kinder der „CD-Gruppe“, indem sie die verschiedenen Rollen der Geschichte (z. B. Katze, Vögel, Familienmitglieder, Ente) einsprachen, Geräusche mit allerlei Equipment selber produzierten und mit einem Recorder aufnahmen, selbst CD-Hüllen gestalteten und sich im Allgemeinen über dieses Projekt unter anderem den Themen: einander Zuhören, verschiedene Klangmomente erleben, die eigene Stimme gezielt einsetzen und konstruktive Nutzung digitaler Medien annäherten.
  • Die Kinder der „Stabtheater-Gruppe“, indem sie sich mit der kreativen Gestaltung verschiedener Stabfiguren, kleiner Theaterkulissen und anderem Zubehör fürs Theater einbrachten, mit den verschiedensten (Bastel-)Materialien experimentierten, sich selbst organisierten, sich miteinander absprachen und kooperierten und am Ende für die Aufnahme der Aufführung auch noch die Stabfiguren führten und als Regieassistent*innen tätig waren.


© Katja Arnold

Abschluss und Reflexion der Projekte
Die Kinder konnten sich jeweils in ihren Kleingruppen nach ihren individuellen Ressourcen einbringen. Auch Kinder, die sonst im Gruppenkontext eher zurückhaltend agieren, sich weniger zutrauen, haben sich mit ihrer Idee, ihrer individuell gestalteten und geführten Stabfigur oder im Fall der Hörgeschichte mit ihrer eigenen Stimme beteiligen können. Sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes gehört und gesehen. Die Kinder haben sich zum Abschluss der Projekte im wortwörtlichen Sinne alle stolz gegenseitig auf die Schultern geklopft.

Die Familien der beteiligten Kinder erhielten von mir im Laufe des Prozesses mehrmals eine Kurzbeschreibung der Aktivitäten und geförderten Bildungsbereiche sowie Fotos der Arbeiten ihrer Kinder. Es war mir dabei wichtig zu vermitteln, dass die pädagogische Tätigkeit mit Kindern im SVJ aus meiner Sicht vor allem die Förderung von Kompetenzen im sozial-emotionalen Bereich (z. B. konstruktive Konfliktlösestrategien haben, Frustrationsmomente aushalten, unbekannten Situationen zuversichtlich begegnen können, selbst bestimmt und eigenaktiv ein Projekt bearbeiten, soziale Regeln einhalten, sich in einer Gruppe angesprochen fühlen etc.) im Blick haben sollte. Die Kinder der „CD-Gruppe“ erhielten ihre Hörgeschichte auf einer CD zusammen mit einem persönlichen Brief von mir in ihr Portfolio. Die Kinder der „Stabtheatergruppe“ schauten das Video des gefilmten Theaterstückes stolz zusammen mit den jüngeren Kindern ihres Stammgruppenbereiches und bekamen auch einen persönlichen Brief und den Link zum Film in ihr Portfolio. Mehrere Familien gaben mir persönlich eine Rückmeldung, wie beeindruckt sie von dem Projekt und dem Engagement ihrer Kinder gewesen sind.


© Katja Arnold

Den pädagogischen Fachkräften gab ich jeweils im Laufe der Projektarbeiten Feedback über meine Arbeit und deren pädagogische Ziele und stellte ihnen besondere Beobachtungen über bestimmte Kompetenzen von Kindern zur Verfügung. Dies diente oft zum Austausch über die Entwicklung der Kinder und die Fachkräfte profitierten von einem zusätzlichen Blick auf die Kinder im SVJ.

Für mich war die Projektarbeit mit den beteiligten Kindern sehr spannend, da über das gemeinsame Schaffen und Tun, ins Gespräch miteinander kommen, schon allein über die Findung von Geschichtenideen die Themen der Kinder so offen zum Vorschein traten und ich im Verlaufe des Prozesses viel über die aktuellen Fragen der Kinder, ihre Hoffnungen, ihre Sorgen und Ängste erfahren konnte. Ich hatte die Möglichkeit, direkt darauf einzugehen beziehungsweise darüber auch mit den jeweiligen Gruppenerzieherinnen ins Gespräch zu kommen.

Die Kinder konnten des Weiteren auf diesem Weg ihre Kompetenzen vor allem in den sozial-emotionalen, kommunikativen, ästhetischen, somatischen oder naturwissenschaftlichen Bildungsbereichen für sich selbst erfahren und sich mit ihren persönlichen Ressourcen selbst bestimmt einbringen.

Katja Arnold | Kitasozialarbeiterin in der Kita Prießnitzzwerge
– Frühjahr 2022 –