Wenn Schmetterlinge umziehen – Übergänge kindgerecht begleiten

Im Oktober 2024 wurde beschlossen, dass die Schmetterlingsgruppe (eine altersgemischte Kindergartengruppe) aufgelöst werden muss.
Die Einrichtungsleitung übernahm die Kommunikation mit den Eltern und stellte die Hintergründe transparent dar.
Meine Aufgabe als KINDER STÄRKEN 2.0-Fachkraft war es, den Auflösungsprozess der Gruppe gemeinsam mit den betroffenen Kindern über einen Zeitraum von drei Wochen zu gestalten. Dabei wurde ich vom Kita-Team unterstützend begleitet.
Der Übergangsprozess bestand aus mehreren aufeinander aufbauenden Angeboten:
- Ich informierte die Kinder altersgerecht über die bevorstehende Veränderung. In einem offenen Gespräch klärten wir gemeinsam, warum die Auflösung notwendig ist, und ich beantwortete alle Fragen der Kinder.
- Anschließend beschäftigten wir uns intensiv mit dem Thema Freundschaft, denn es war uns wichtig, dass kein Kind allein in eine neue Gruppe wechselt. Jedes Kind durfte benennen, mit wem es gemeinsam umziehen möchte. Diese Wünsche wurden bei der Gruppeneinteilung berücksichtigt.
- Zur Orientierung im verbleibenden Zeitraum führten wir einen Schmetterlings-Countdown ein: eine gut sichtbare Darstellung der verbleibenden Tage, die täglich im Morgenkreis weiter ausgestaltet wurde. So wurde der Abschiedsprozess für die Kinder greifbar und bunt.
- Nachdem die neuen Gruppenzuordnungen feststanden, erhielt jedes Kind ein Ausmalbild mit dem neuen Gruppentier (Spatz, Maulwurf oder Marienkäfer). Dieses visuelle Element half, eine emotionale Brücke zu den neuen Gruppen zu schlagen.
- Ich besuchte mit den Kindern ihre künftigen Gruppen. Somit lernten sie die neuen Räume, die pädagogischen Fachkräfte und die anderen Kinder vorab kennen.
- Den letzten Tag in der Schmetterlingsgruppe planten wir zusammen. Bei einem Ausflug zu ihrem Lieblingsspielplatz wurde gespielt und gelacht. Zum Mittagessen genossen wir selbstgemachte Pizzen.
- Am Morgen des Umzugs packten wir gemeinsam Umzugstaschen (Kleidung, Kuscheltier, Portfolio). Mit einem letzten Gruppenspiel und wertschätzenden Worten verabschiedeten sich die Kinder voneinander.
Reflexion und Bedeutung der ergänzenden Sozialen Arbeit in der Kita
Ich bin den Kindern sehr dankbar für ihren offenen Umgang mit Gefühlen: seien es Traurigkeit, Unsicherheit oder Vorfreude. Im gesamten Prozess habe ich einen Raum geschaffen, in dem all diese Emotionen Platz haben durften.
Drei Monate später, im Januar 2025, zeigte sich deutlich: Die Kinder haben sich in ihren neuen Bezugsgruppen gut eingelebt. Sie fühlen sich wohl und haben neue Beziehungen geknüpft.
Als KINDER STÄRKEN 2.0-Fachkraft konnte ich sie individuell begleiten und stärken. Meine sozialpädagogische Arbeit hat entscheidend dazu beigetragen, den Übergang nicht nur zu organisieren, sondern kindgerecht, sicher und entwicklungsfördernd zu gestalten.
Besonders für Kinder, die bereits mit belastenden Lebenssituationen umgehen müssen, war meine verlässliche Präsenz als konstante Ansprechperson von großer Bedeutung. Mein offenes Ohr, die gezielte Unterstützung und das enge Zusammenspiel mit dem Team haben ihnen Stabilität und Orientierung gegeben. Ohne meine Stelle als zusätzliche Fachkraft wäre die intensive Begleitung und die aktive Teilhabe dieser Kinder nicht möglich gewesen.
Sophia Gorldt // Programmfachkraft im Naturkinderhaus Spatzennest, Chemnitz
– Frühjahr 2025 –
Titelbild Antonius Ferret/Pexels
Bilder im Text © Sophia Gorldt