Am 25. September 2025 kamen rund 250 Fachleute aus Praxis, Wissenschaft, Verwaltung und Politik zur 2. Bundestagung Kita-Sozialarbeit in der thüringischen Landeshauptstadt zusammen. Im Mittelpunkt standen Diskussionen über ein Berufsfeld, das darauf abzielt, Kitas zu entlasten, Familien zu unterstützen, Netzwerke zu schaffen und präventiv zu wirken, immer mit dem Ziel, Kindern ein chancengerechtes Aufwachsen zu ermöglichen.
Im Namen der Veranstaltenden – dem Thüringer Institut für Kindheitspädagogik der Fachhochschule Erfurt (ThInKPäd), der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e. V. (BAG BEK), der Internationalen Hochschule (IU), dem Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung an der ehs Dresden gGmbH (ehs Zentrum), dem Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit Rheinland-Pfalz (IBEB), dem Bildungswerk ver.di Thüringen e. V. sowie dem Kolleg QuerWege – hieß Prof. Dr. Barbara Lochner die Teilnehmenden im bis auf den letzten Platz gefüllten Audimax der Fachhochschule willkommen. Sie unterstrich, dass Kita-Sozialarbeit heute längst ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Bildungs- und Betreuungsarrangements sei, auch wenn ihre Finanzierung häufig noch unsicher bleibe.
Kita-Sozialarbeit: ein vielgestaltiges Handlungsfeld
In ihrem Fachvortrag stellte Prof. Dr. Nicole Klinkhammer (BAG BEK/Technische Hochschule Augsburg) die unterschiedlichen Konzepte und Modelle der Kita-Sozialarbeit in den Bundesländern vor. Ihr Resümee:
- Kita-Sozialarbeit ist längst gelebte Praxis, auch wenn sie vielerorts sehr unterschiedliche Ausprägungen hat.
- Zentrale Gelingensbedingungen sind klar definierte Rollenprofile, multiprofessionelle Zusammenarbeit, Qualifikation und Haltung der Fachkräfte, ein niedrigschwelliger Zugang sowie ausreichende Ressourcen (Zeit, Geld und Personal).
- Weiterhin bedeutsam ist eine gesetzliche Verankerung. Bisher besteht sie lediglich in einem Bundesland: Rheinland-Pfalz finanziert Kita-Sozialarbeit über das Sozialraumbudget.
- Profilbildung ist entscheidend, damit Kita-Sozialarbeit nicht als bloßes Add-on missverstanden wird, sondern als eigenständige Fachlichkeit erkennbar bleibt.
Workshops von KINDER STÄRKEN 2.0
Fachleute aus ganz Deutschland beleuchteten in Workshops zentrale Themen wie Familienarbeit, Sozialraumorientierung, systemisches Arbeiten, Migrations- und Armutssensibilität sowie Chancengerechtigkeit.
Die Koordinierungs- und Beratungsstelle (KBS) des ESF Plus-Programms KINDER STÄRKEN 2.0 gestaltete drei eigene Workshops:
1. Systemisches Arbeiten im Programm KINDER STÄRKEN 2.0
Einblicke in Prozesse und Formate der Kita-Sozialarbeit – von systemischen Haltungen und Methoden über gezielte Interventionen bis hin zu praxisnahen Übungen und Materialien.
2. Chancen und Herausforderungen in der Kita-Sozialarbeit
Diskussion über das Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität: Welche Unterstützung können zusätzliche Fachkräfte leisten? Wo liegen die Grenzen? Welche Rahmenbedingungen sichern nachhaltige Wirkung?
3. Rolle vorwärts – Aufgaben und Erwartungen an Kita-Sozialarbeitende
Auseinandersetzung mit Rollenklarheit angesichts unterschiedlicher Erwartungshaltungen sowie mit Methoden und Begleitformaten für eine tragfähige Praxis.
Mit ihren Beiträgen brachte die KBS ihre langjährige Expertise aus KINDER STÄRKEN 2.0 ein, einem Programm, das Kinder mit besonderen Lern- und Lebenserschwernissen unterstützt. Dabei wurde die Arbeit der Programmfachkräfte sichtbar gemacht und verdeutlicht, wie ergänzende Soziale Arbeit in Kitas wirksam wird: systemisch, lebenslagensensibel und in enger Zusammenarbeit mit Kindern, Familien und pädagogischen Teams.
Auch zahlreiche KINDER STÄRKEN-Fachkräfte waren vor Ort vertreten und bereicherten die Tagung durch ihre Präsenz und Diskussionsbeiträge.
Take-Home-Messages
Nach den Workshops hielten die Teilnehmenden zentrale Gedanken fest:
- „Austausch und Vernetzung sind entscheidend, um Kita-Sozialarbeit bundesweit fachlich zu profilieren.“
- „Sozialraumorientiert zu arbeiten verbessert die Situation von Familien vor Ort.“
- „Weitermachen, Dranbleiben, mutig Ausprobieren“
- „ZEIT, um Familien gerecht zu werden“
- „Konzeptentwicklung braucht Raum für individuelle Entwicklungen.“
- „Es braucht gesetzliche Grundlagen, gesicherte Finanzierung und klare Stellenprofile.“
Diese Botschaften zeigen: Das Feld ist voller Energie und Ideen, braucht aber begriffliche und strukturelle Klarheit sowie politische Unterstützung, um nachhaltig wirken zu können.
Markt der Möglichkeiten und Abschluss
Ein gut besuchter Markt der Möglichkeiten präsentierte die Aufgaben und Schwerpunkte zahlreicher Institute, Hochschulen und Organisationen.
Ein interdisziplinäres Podium griff die Diskussionen noch einmal auf:
- Andreas Wiere (ehs Zentrum/KBS): verschiedene Lebenslagen als Ausgangspunkt für Kita-Sozialarbeit
- Prof. Dr. Nurdin Thielemann (IU): professionstheoretische Diskurse
- Prof. Dr. Noreen Naranjos-Velazquez (IU): Übergänge im Lebenslauf
- Prof. Dr. Barbara Lochner: Organisationsentwicklung
- Prof. Dr. Armin Schneider (IBEB): Sozialraumorientierung
Ihr Fazit: Kita-Sozialarbeit gewinnt kontinuierlich an Bedeutung und ist ein zentraler Baustein für mehr Chancengerechtigkeit sowie eine gelingende Zusammenarbeit mit Familien. Entscheidend ist, die Vielfalt des Feldes als Ressource zu nutzen und zugleich verbindliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Das komplette Programm ist hier einsehbar.
Titelbild und alle Bilder in der Galerie © SLfG














