Veranstaltungsrückblick

In der aktuellen Förderphase KINDER STÄRKEN 2.0 wurde das Programm auf Hortstandorte mit entsprechend nachgewiesenem Bedarf an ergänzender Sozialer Arbeit ausgeweitet. Seit August 2022 ist jeweils eine zusätzliche pädagogische Fachkraft in 27 Horten und 19 Kombi-Einrichtungen (Kindergarten & Hort) tätig. Im Zuge der 2. Förderwelle ab Juli 2023 wird sich die Zahl der Hortstandorte weiter erhöhen.

Im Juni 2023 folgten 22 zusätzliche Fachkräfte der Einladung der Koordinierungs- und Beratungsstelle (KBS) zum ganztägigen moderierten Erfahrungsaustausch Der Hort – Neuland in der Kitasozialarbeit. An zwei Terminen wurde in Chemnitz und Dresden gemeinsam auf die vielfältige Praxis der Kitasozialarbeit im Hort geschaut.

Die KBS-Moderatoren begrüßten die Teilnehmenden, führten in das Konzept von drei aufeinander aufbauenden Austauschrunden ein und leiteten über zum Kennenlernen Erzähl mir was aus deiner Welt. Bereits die Vorstellungsrunde zeigte, das Hort nicht gleich Hort ist und sich hinter jeder Tür unterschiedliche institutionelle Grundlagen und Themen finden. Die Anzahl der Kinder an den Hortstandorten zum Beispiel reicht von 50 bis 400. Die Kitasozialarbeiter:innen haben ihre Tätigkeit in den Einrichtungen zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen und die jeweiligen Vorhaben, Maßnahmen und Prozesse ergänzender Sozialer Arbeit sind unterschiedlich weit entwickelt.


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In der ersten Runde tauschten sich die Kitasozialarbeiter:innen in Kleingruppen zu Geschichten des Gelingens aus: Was läuft gut? Worauf sind Sie stolz? Was ist für Sie befriedigend? In den anschließenden gemeinsamen Blitzlichtern erhielt die Gruppe Einblicke in die Erfolge der anderen. „Vieles läuft gut“, war der Grundtenor. Vor allem Beharrlichkeit für zum Erfolg, z. B. bei Essensperrungen und dass sich Methoden zur Streitschlichtung bewährt haben. Den Teilnehmenden ist wichtig, strukturell und nachhaltig zu agieren, statt nur an der Oberfläche zu bleiben. „Ich kann es mir leisten, einen anderen Blickwinkel zu haben.“ Sie schauen kontinuierlich auf die Lebenswelten der Familien, arbeiten intensiv mit ihnen zusammen und geben Anstöße für positive Entwicklungsprozesse. „Beobachtung bewirkt Handeln“, fassten sie es zusammen. Darüber hinaus bezeichneten sie sich als Übersetzungsperson zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern. Auch in dieser Rolle gelingt es ihnen, wirksam zu sein. Grundlegend für ihre Arbeit sind die aufgebauten Vertrauensverhältnisse und Kontakte zu den Kindern, den Eltern und dem Hort-Team sowie der Leitung. Die Kinder schätzen an den Kitasozialarbeiter:innen, dass sie Anlaufstelle bei Fragen, Sorgen und Nöten sind und ihnen aufmerksam zuhören. Es haben sich u. a. Gesprächskreise mit Hortkindern entwickelt, z. B. Mädchen- und Jungengruppen, in denen fokussiert und ernsthaft Themen der Kinder besprochen werden. Kinder und Kolleg:innen äußern ihre Wertschätzung für die zusätzliche Unterstützung: „Schön, dass du bei uns bist“.


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Nach den Erfolgen wurden Herausforderungen thematisiert: Was ist gerade schwierig? Was erzeugt Unzufriedenheit? Auch dazu entstand ein intensiver Austausch in Kleingruppen. In einer Galerie wurden die Ergebnisse zusammengeführt und der Gruppe vorgestellt. Manche Kitasozialarbeiter:innen beschrieben sich als Einzelkämpfer: „Man erkämpft sich, was man tut“. Auch in der Rollenfindung, in verdeckten Aufträgen und Erwartungen sowie der Abgrenzung u. a. zu Schulsozialarbeiter:innen sahen einige Programmfachkräfte eine kontinuierliche Herausforderung. Was die Arbeit ebenfalls beeinflusst, ist der als begrenzt beschriebene Zeitrahmen von ca. drei Stunden mit den Kindern im Hort am Nachmittag, die Herausforderung Settings für soziales Lernen im offenen Konzept zu schaffen und der oftmals schwierige Zugang zu den Eltern. Auch – und da unterscheidet sich der Hort nicht vom Kindergarten – erfordern manche kollektiven und individuellen Haltungen im Team einen professionellen Umgang: z. B. „Das machen wir schon immer so.“

Für die dritte Austauschrunde bestimmten die Teilnehmenden Schwerpunktthemen, an denen sie leistungsorientiert weiterarbeiteten. Jede:er Teilnehmende entschied sich für ein Thema und gemeinsam mit der Kleingruppe wurde sich zu Möglichkeiten und Chancen des Umgangs ausgetauscht.

Bezüglich z. B. des oben thematisierten begrenzten Zeitrahmen am Nachmittag wünschten sich die Teilnehmenden andere bzw. verlässlichere zeitliche Anwesenheitsstrukturen. Dies würde zu anderen Möglichkeiten für pädagogische Angebote und zur Verbesserung von Gruppendynamiken führen. Des Weiteren standen feste Termine für spezifische Angebote der Kitasozialarbeiter:innen in Rede, eine Erhöhung der Transparenz der eigenen Rolle sowie mehr Präsenz in den Unterrichtspausen. Deutlich wurde auch, dass die Zeit am Vormittag gut für andere Programmtätigkeiten nutzbar ist, z. B. Dokumentation sowie Vorbereitung von Projekten, Einzelfallarbeit und Elterngespräche. Einig waren sich die Kolleg:innen darin, die Kooperation mit den Schulsozialarbeiter:innen auszubauen. Damit kann das Wirkungsfeld ergänzender Sozialer Arbeit im Hort stärker entgrenzt werden.

Auch für den Zugang zu Eltern und eine gelingende kooperative Elternarbeit haben die Kleingruppen Möglichkeiten diskutiert, z. B. den ressourcenorientierten Blick für Eltern und Familien stärker erlebbar zu machen, eine aktive Teilnahme bei Hortaufnahmegesprächen, eine interessierte nicht-wertende und wertschätzende Ansprache, ansprechende Angebote sowie individuelle und situative Gespräche.


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Zur Stärkung der Rollenidentität wurden ebenfalls Möglichkeiten besprochen, u. a. klare Vorstellungen der eigenen Rolle erarbeiten, absteckte Aufgabenfelder und Strukturen schaffen, eine hartnäckige Verteidigung der eigenen Arbeit und die Nutzung von Angeboten der KBS. Sichtbar wurde einmal mehr, dass das Finden und Ausfüllen der Rolle als Kitasozialarbeiter:in Zeit braucht und für die Planung klarer Aufgabenfelder die Begleitung der KBS und die Instrumente der Ziel- und Maßnahmeplanung (ZMP) hilfreich sind.

In der Abschlussrunde wurden das Sichtbarmachen von Perspektiven und von Varianten Ergänzender Sozialer Arbeit im Hort sowie das Vernetzen als sehr bereichernd empfunden: „Es war eine Veranstaltung, wo man sich eine Menge Appetithappen holen konnte“. Wohl wissend, dass es Themenfelder gibt, die weiterhin einen Fokus brauchen.

Impressionen

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