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Gemeinschaftliches Mittagessen in Kindertageseinrichtungen- Yan Krukau/Pexels

Ist Kita- und Schulverpflegung noch fair? Dazu wurde in einer Podiumsrunde bei der Fachtagung Kita- und Schulverpflegung am 07. November 2023 in Leipzig diskutiert. Für die Koordinierungs- und Beratungsstelle (KBS) war diese Gesprächsrunde eine gute Hinführung zu ihrem anschließenden Forum, mit dem sie sich bei der Fachtagung beteiligte: Mittagessen in der Kita: Wer isst mit? – Befragung zur Teilhabe am gemeinschaftlichen Mittagessen an Kitastandorten im ESF Plus-Programm KINDER STÄRKEN 2.0. Schon auf dem Podium wurden Themen wie Teilhabe, Antragstellung für Unterstützungsleistungen und die Frage, was ein Mittagessen wert ist aufgegriffen. Für die KBS war dies eine erneute Bestätigung, dass diese Themen weit über die Programmeinrichtungen hinaus einen hohen Stellenwert haben.


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Das Forum hatte 30 Teilnehmende. Dabei waren Trägervertretungen, Kitaleitungen von Einrichtungen mit und ohne eigene Küche, Speisenanbieter, Köch:innen, Elterninitiativen und pädagogische Fachkräfte. Die KBS stellte zunächst das ESF Plus-Programm KINDER STÄRKEN 2.0 und die Ergebnisse der projektbezogene Online-Befragung unter den Kitasozialarbeiter:innen vom Frühjahr 2023 vor.


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Brainstorming zu Faktoren, die eine gemeinschaftliche Mittagessenversorgung verhindern
Ausgehend davon wurden Gründe zusammengetragen, welche die Teilhabe einiger Kinder an der Mittagsverpflegung in Kindertageseinrichtungen verhindern. Dazu gehören neben religiösen und kulturellen Faktoren auch Unzufriedenheit mit dem Speisenangebot und vor allem Essengeldschulden und Essensperren durch finanzielle Notsituationen der Familien. Die Folgen für die Kinder sind Ausgrenzungen, weil Kinder vor dem Mittagessen abgeholt werden müssen oder erst gar nicht in die Kindertageseinrichtungen gebracht werden. Bedenklich ist dies dahingehend, weil der Teilhabeaspekt für die kindliche Entwicklung eine wichtige Rolle spielt. Wenn die Kinder der Einrichtung fernbleiben, können sie nicht an den Angeboten in der Kita teilhaben und wichtige Bildungs- und Entwicklungschancen werden verspielt.


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Fallbeispiel eines Kitasozialarbeiters
Zusammen mit der KBS moderierte Rudolf Seufert (Kitasozialarbeiter) den Workshop und zeigte an einem Fallbespiel aus seiner Kitapraxis, wie komplex die Vorgänge im Fall von Essensperrungen sind. Er gab Einblicke in das komplizierte und langwierige Antragswesen für Bildung und Teilhabe (BuT), bei deren Antragstellung und den fristgerechten Folgeanträgen er die Familien intensiv unterstützt. Ebenso vermittelt er zwischen Familien, Kita und/oder Speisenanbieter, indem er bspw. Dolmetschende zur Überwindung sprachlicher Hürden organisiert, Übergangslösungen vereinbart und damit Essensperrungen und Ausgrenzungserfahrungen von den Kindern abwendet. Gute Erfahrungen hat seine Einrichtung mit einem Prepaid-Konto, d. h. einem Vorkasse-Prinzip für Eltern gemacht. Trotzdem stoßen manche Bemühungen an Grenzen, wenn „Kinder zwei bis vier Wochen fehlen, wenn keine Gutscheine da sind oder Ratenzahlungen nicht pünktlich sind“. Für ihn ist Kitasozialarbeit „nicht nur Essen verwalten“, sondern er möchte Zeit haben für weitere Unterstützungsangebote für die Kinder und deren Familien.
Lösungsansätze außerhalb der Kita wären Bürokratieabbau, eine schnellere Bearbeitung von Anträgen (Wohngeld, Kinderzuschlag, BuT) sowie eine Klarheit und Aufklärung für Familien über Anspruchsleistungen. Sein größter Wunsch ist ein kostenloses Mittagessen für alle Kinder.


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Handlungsmöglichkeiten der verschiedenen Akteure
Bei einer Kleingruppenarbeit widmeten sich die Teilnehmenden der Frage, welche Handlungsmöglichkeiten Kitasozialarbeiter:innen, Eltern/Familien, Kitaleitungen/Trägervertretungen und Speisenanbieter für die Teilhabe der betreffenden Kinder an der Mittagessenversorgung haben. Jede Gruppe nahm dabei die Rolle einer dieser Akteursgruppen ein.
In der Vorstellung der Ergebnisse wurden zahlreiche Möglichkeiten diskutiert. Als große Chance werden die Kommunikation und regelmäßige Vernetzung der Branchen und Akteure miteinander gesehen, „denn jeder hat seine Gedanken und Ideen“. Die Teilnehmenden sprechen sich für eine Gleichstellung aller Kinder und einheitlichen Regeln aus, z. B. ein kostengünstiges/kostenfreies Mittagessen oder einen finanziellen Zuschuss für alle in gleicher Höhe. Damit würden auch die Familien profitieren, die ebenfalls eingeschränkte finanzielle Ressourcen haben, aber keine Unterstützungsleistungen erhalten, weil sie knapp an der Bemessungsgrenze liegen. Der Grundtenor lautet: „In erster Linie an die Kinder denken“.
In der Bürokratie sehen die Teilnehmenden Verbesserungspotenzial und fordern: „Die Politik sollte Lösungen finden.“

Abschluss
Die Teilnehmenden wurden dazu eingeladen, hierzu aus ihrer Sicht Impulse zu formulieren. Die KBS wird diese Impulse an das Sächsische Staatsministerium für Kultus in seiner Rolle als Programmträger von KINDER STÄRKEN 2.0 weiterleiten. Beim 1. Fachtag KINDER STÄRKEN 2.0 am 01. Februar 2024 wird es außerdem einen weiteren Workshop zu diesem Thema geben, bei dem Handlungsmöglichkeiten der Kitasozialarbeit diskutiert und besprochen werden.


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Impressionen

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